Die Prespa-Seen: Ein Paradies am Rande Europas
Paddeln an der griechischen Westküste und auf Lefkada - das war unser Plan für den August 2022. Und dann las ich im Reiseführer von den Prespa-Seen ganz im Norden Griechenlands, an der Grenze zu Nordmakedonien und Albanien. Da könnte man doch auch paddeln, oder? Wen immer wir nach den Seen fragten - keiner konnte uns eine genauere Auskunft geben. Da an der Küste Mitte August noch viel Betrieb herrschte und wir etwas Ruhe suchten, beschlossen wir spontan, einen Abstecher dorthin zu machen und uns die Seen anzuschauen.
Die Informationen im Reiseführer für diese Ecke Griechenlands sind eher mager und beschränken sich auf wenige Zeilen: länderübergreifendes Naturschutzgebiet, wenig touristische Infrastruktur, keine Campingplätze. Kurzum: nix los dort! Individualreisenden empfiehlt der Reiseführer, sich zunächst an das Nationalparkzentrum in Agios Germanos zu wenden. Das haben wir brav getan, wobei Nationalparkzentrum sich nach weit mehr anhört, als es ist. Obwohl der Ort Agios Germanos sehr überschaubar ist, mussten wir etwas suchen. Man war dort sehr hilfsbereit. Wildes Campen ist, wie beinahe überall in Europa, auch in Griechenland verboten, aber in Ermangelung von offiziellen Campingplätzen wurden uns auf einer Karte ein paar Stellen gezeigt, wo wir mit unserem kleinen Camper stehen konnten und wo es geduldet wird. Wir entschieden uns für Psarades, einen kleinen Ort am Ende der Straße in einer Bucht am großen Prespa-See.
Eine geeignete Einsetzstelle für die Kajaks fand sich schnell, und dann ging es los, hinaus aus der Bucht auf eine riesige Seefläche, die wir beinahe für uns alleine hatten. Keine Ausflugsdampfer, keine Segelboote, keine Yachten. Nur hin und wieder eines der kleinen Motorboote aus Psarades, mit denen Teilzeitkapitäne aus dem Ort die wenigen Tagestouristen zu den kunstvoll bemalten Einsiedeleien am Steilufer des Sees fuhren. Ansonsten: Wasser, viel Natur, Ruhe und - Pelikane! Immer wieder konnten wir welche auf dem Wasser ausmachen, und oft flogen sie über unsere Köpfe hinweg. Obwohl wir uns sehr ruhig auf dem Wasser bewegten, schienen wir in unseren Kajaks für die Pelikane ein eher ungewohnter Anblick zu sein, und sie hielten immer einen gewissen Sicherheitsabstand.
Etwas misstrauisch beäugt wurden wir zunächst auch von den Kapitänen der Touristenboote, die mit uns kein Geschäft machen konnten, da wir ja auf eigene Faust auf dem See unterwegs waren. Doch schon am zweiten Tag winkten sie uns zu, wenn sie aus der Bucht heraus an uns vorbeidüsten: Soll sie einer verstehen, diese verrückten Deutschen, die sich lieber mit Paddeln abmühen anstatt den Luxus eines Motorbootes in Anspruch zu nehmen!
Die Einsiedeleien konnten wir problemlos auch mit den Kajaks erreichen, und es sind mit ihren Bemalungen wahre Kunstschätze, die kaum jemand kennt. Abends sind wir selbstverständlich in einer der Tavernen von Psarades zum Essen eingekehrt. Zum einen, um lecker zu essen, aber auch, um uns im Dorf sehen zu lassen und uns auf diese Weise für unsere Duldung als "Wildcamper" erkenntlich zu zeigen. Wir haben in dieser einsamen Gegend drei wundervolle und unvergessliche Paddeltage genossen - so alleine auf dieser großen Wasserfläche, dass es uns manchmal beinahe unwirklich vorkam. Ruhe gesucht, Ruhe gefunden - und noch so einiges mehr an diesem ganz besonderen Platz am Rande Europas!